Moja nimmt heute kein Telefon mehr ab. Sie hatte einen Anruf entgegengenommen, unabsichtlich, einfach, weil sie den Klingelton zum Schweigen bringen wollte.
Hallo, sagte sie.
Hallo, ist dort Moja Glaser?
Ja, die bin ich.
Oh, ich bin froh, dich endlich zu hören, sagte die Stimme und sogleich erkannte Moja die Tonlage ihrer Arbeitgeberin. Ihr wurde einen Moment schwindlig und sie stellte das Telefon auf Lautsprecher, ging mit dem Handy in die Küche. Sie setzte sich, legte das sprechende Ding auf den mit Tabakkrümel übersäten Tisch, zündete sich die angefangene Zigarette erneut an und ließ die Arbeitgeberin reden.
Moja blieb freundlich.
Sie fragte: Was haben Sie soeben gesagt, ich habe Sie nicht verstanden.
Wieder der Geräuschbrei aus Vokalundkonsonanten.
Ja, in Ordnung, sagte Moja, und auf Wiederhören.
Sie lacht.
Eine Stimme, es muss Marie sein, klopft ihr vom Kopf aus auf die Schulter.
Es muss wie echt sein, denkt Paula, wenn Moja Stimmen hört und Anweisungen. Sie liest sich im Internet durch die Foren, bleibt bei interessanten Beiträgen hängen. Sie kann sich allmählich vorstellen, was bei ihrer Tochter abgeht. Es ist eine Krankheit, die die Wahrnehmung von Realität verschiebt. Und sie hat diesen schrecklichen Namen: Schizophrenie. Das Wort knirscht in ihren Gehörgängen, als wäre es Schmirgelpapier in grober Körnung.
Sie versucht, ihre Tochter telefonisch zu erreichen. Sie sollte mit ihr die Zahlungen besprechen. Die flattern beinahe täglich ins Haus: Arztrechnungen, Steuern und Versicherungen. Alle fordern einen größeren oder kleineren Betrag. […]