Seapoint – Strand


Seapoint – Strand
Seapoint – Strand
Fotos & Texte
120 Seiten
15.5 × 20.5 cm
April 2022
Reihe: Caracol WortArt, Band 3
978-3-907296-17-2
  • 30 CHF
  • 25 €
Lieferbar

Die Schweizer Autorin Gabrielle Alioth lebt seit bald 40 Jahren in Irland, im County Louth an der Ostküste, nördlich von Dublin. Täglich frühmorgens geht sie mit ihrem Hund am nahen Strand spazieren, der Seapoint heisst. Was sie dort sieht, erlebt und ersinnt, zeigt dieses Buch in 52 Bildern, begleitet von 12 Prosatexten in Deutsch und Englisch.

Die Fotos der Autorin, zu einem Jahresablauf angeordnet, reichen von Detailaufnahmen wie Seesternen, Spuren am Strand über eindrückliche Wasser- und Wolkenlandschaften hin zum Lichtspiel der Sonne und bis zu fast abstrakt wirkenden Bildern der Morgendämmerung. – Der Strand ist Realität und Mythos zugleich.

In den deutschen wie in den englischen Texten verweben sich Gegenwart und Vergangenheit. Figuren der irischen Sagen steigen aus dem Strand auf und spiegeln zugleich die Biographie der Autorin.
Englisch sei für sie zur «Sprache des Herzens» geworden, schrieb die Romanautorin Gabrielle Alioth im Nachwort zu ihrem ersten Lyrikband The Poet’s Coat / Der Mantel der Dichterin (2019). Die englischen Texte in Seapoint – Strand wirken denn auch wie ein Echo der Gedichte. In beiden Sprachen ist der faszinierende Sound der Autorin unverkennbar.

Auf Wunsch kostenlose Beilage mit englischer Übersetzung der deutschen Texte.
Free supplement with English translation of German texts available on demand.

Textauszug

2

[…] Clíodhna muss gewusst haben, dass sie mit Ciabhán nicht auf der Insel bleiben konnte. Sie flohen im Boot mit dem Kupferbug. Als sie in einer Bucht anlegten, ging Ciabhán in den Wald, um einen Hirsch zu erlegen. Da kam Manannán mac Lir mit vierzig Schiffen, um Clíodhna zurückzuholen. Ichnu der Flötenspieler spielte sie in den Schlaf, und das Meer erfasste sie. Seither trägt jede zehnte Welle in dieser Bucht Clíodhnas Namen.
Die Welt unter Wasser muss von einem grünlichen Licht erfüllt sein. Früher fanden Fischer manchmal Apfelblüten in ihren Netzen oder einen goldenen Becher. Womit füllt sich der Raum in unserem Gedächtnis, wenn wir die Vergangenheit vergessen? Die Wellen spülen weiße Schaumränder an den Strand. Weiter draußen scheint das Meer glatter, bis es als scharfe Kante den Himmel berührt. Vielleicht ist es leichter, an etwas Erfundenes zu glauben, als an die Leere.

invent, transitive verb

Surely, one can only find what one is seeking, only invent what one can imagine. Like the eye that forms the image from the pictures it has already stored, we create the story from what we have heard before.
There were trees and meadows, so they called it a garden. The little stream that ran through it led to the sea. Some winters it flooded and swept away the roses they had planted. But it was not important, he said, and at the time she believed him. It was the second spring, I think, when she discovered the apple trees half smothered in brambles. Through their blossom she saw the blue sky as if it was dressed in lace. The trees were too old to bear fruit, he said, but they kept flowering every year. When she saw the glistening of the sun on the water, she knew she would stay here for as long as she could. […]

Strand-Fotos

Rezensionen

An der BuchBasel 2022 öffneten sich Fenster zur Gegenwart und zur Jugend

[…] In ihrem bei Caracol erschienenen zweisprachigen Text- und Bildband «Seapoint – Strand» erzählt die Autorin von ihrem Leben an jenem Strand in Irland, eine zärtliche Reflexion in ein Hinein und in die Weite hinaus.
Gabrielle Alioth spaziert jeden Morgen dem Meer entlang, zwischen Himmel und Erde, zwischen Meer und Sand. Sie schreibt und fotografiert Bilder weit über Betrachtungen hinaus. Eingetaucht in die Sagen und Geschichten jenes Landes, das eigene Leben, das langsame Eintauchen in eine Kultur. Alltägliches verbindet sich mit Geschichte und Geschichten, dem Angeschwemmten, Hergetragenen, Liegengelassenen. Texte zwischen Betrachtungen und Nacherzähltem, manchmal lyrisch, manchmal episodisch.
Irische Sagen, die wie alle Sagen stark mit Orten verknüpft sind, erzählen wie die Schriftstellerin Geschichten, die klären und erklären wollen. Gabrielle Alioth klärt eine Landschaft, ohne ihre Geheimnisse entschlüsseln zu wollen. Das Meer sei ein geduldiges Gegenüber, ein unendliches Füllhorn, das die Geschichten nicht wie in den Bergen als Echo zurückwirft. […]

  • Gallus Frei-Tomic
in literaturblatt.ch am 23. November 2022 (Website)

Gabrielle Alioth, Seapoint – Strand.

[…] Gabrielle Alioth bietet mit «Seapoint» Meditationen, festgehalten in Bild und Wort auf frühmorgendlichen Strandgängen. […]
Die deutschen Texte sind ein schriftliches Nachdenken; in den Englischen liegt eine Story verborgen.
«A thought about betrayal», ein Nachdenken über die Zeit («passing»), Storys aus der Geschichte, der Vorgeschichte, der Mythologie und der irischen Folklore, die mit Wasser und Land und deren Zusammenleben und Widersprüchen zu tun haben, fallen der Strandgängerin ein, entlang wunderbar beschriebener Naturbeobachtungen. Alioth verknüpft all ihre Komponenten auf kunstgerechte Art. […]
Die Fotos sagen auf den ersten Blick eine Leere aus, dann entsteht der Eindruck von Klarheit, Stille, Ruhe. Sie füllen sich bei langem Betrachten und Besinnen mit Inspirationen. […]
Gabrielle Alioth ist mit ihren Wort- und Bildbetrachtungen der Zeiten und Gezeiten, ihren kurzen aber gewichtigen Geschichten und dem wirkungsvollen Verweben zweier Sprachen mit Hinweis auf genaue Wort(Doppel)-Bedeutungen ein einmaliger Band gelungen.

  • Irmgard Hunt
in TRANS-LIT2 Vol. XXVIII / Nr.2, Herbst 2022 am 1. Oktober 2022 (PDF)

Book on Seapoint

[…] Talk about the book is very positive, anything that highlights the beauty of our local beach has to be. […]

  • Drogheda Independent
in Irish Independent am 20. April 2022 (Website)

LeserInnen Stimmen

Ein neuer Tag – Meeresduft – wer empfindet hier nicht spezielle Gefühle. In den tiefsinnigen Texten, untermalt von berührenden Bildern, entführt uns Gabrielle Alioth in die Tiefen unserer eigenen Seele, die mal etwas bedrohlich unter Wasser – auf sandigem Boden oder in luftiger Höhe sein kann. Ein grossartiger Band in der Reihe WortArt des Caracol Verlags, ein Band, in dem man immer wieder etwas blättern und sich mittragen lassen sollte.

  • Duncan Kaufman

«What happens to the past when we can’t share it anymore?», fragt Gabrielle Alioth in ihrem Buch «Seapoint – Strand». In der ihr ganz eigenen Stimme gelingt es ihr, auf dem Hintergrund der irischen Mythologie persönliche Erinnerungen wie Mosaiksteine zusammenzusetzen. Sie gestaltet Momente der Vergangenheit auf literarische Weise und bewahrt sie somit vor dem Verschwinden.

  • Renate Ahrens

Es braucht seelische Tiefe, geduldige Beobachtungsgabe und ein kluges Gespür für Sprache, wenn man so schreiben möchte, wie Gabrielle Alioth es in ihrem neusten Buch «Seapoint – Strand» tut.

  • Waseem Hussain

I enjoyed your book Gabrielle. How you describe the changing of the seasons and the transformation of nature in each one … most people never take the time to notice all this or maybe are just not aware of all this beauty and life around them. Then how you intertwined it with local mythology was interesting, backed up with your photos. Well done.

  • Christine Carroll

I like the balance between your description of the past, your life in a sort of «Garden of Eden» hidden behind walls with apple trees and crows nest-building and your longing to belong; your present life, the dawn walks accompanied by your dog and your descriptions of aspects of nature which I recognise, the oystercatchers, the waders, the seagulls, the «wreck». The container ship on the horizon. The pools of water created by the receding tide. Your photos of the rising sun and those of the sun risen.

  • Susan Connolly

Da wandeln Hund und Mensch dem Wasser entlang, das alles verwandelt, sodass die Grenzen verschwimmen. Begleitet wird die Erzählerin ausserdem von Impressionen aus keltischen Sagen. Am «Seapoint» sind sie nie untergegangen. […] Die Schwäne hier könnten verwandelte Geschwister sein, und der Kranich befolgt möglicherweise einen ewiglichen Flug. Am Meer prüfen die Augen der Betrachterin einen «auseinandergebrochenen Schiffsrumpf» und spähen nach Spuren von Schrecken und verlorenem Glück» im Bauche des Wracks.
Das vorübergehende Erscheinen des Menschen ist jünger als jenes des Wildhasen. Krähen, die das Schicksal verkörpern, «gleiten vorbei, wie die Reste eines Traums».

  • Thomas Heckendorn

Dieses Buch wurde gefördert von

  • Fachausschuss Literatur Basel-Stadt / Basel-Landschaft