IRGENDWANN STELLTE ICH FEST, dass ich mir den Geruch des Mannes nicht mehr vergegenwärtigen konnte. Es hätte eine Erleichterung sein können, ein natürlicher Schlusspunkt. Doch umso heftiger lebte das Verlangen, ihm auf die Spur zu kommen, neu auf. In einer derart überschaubaren Stadt hätten sich unsere Wege doch längst kreuzen müssen, woraus zu schließen war, dass er seinen Wohnort gewechselt haben musste oder damals nur geschäftlich hier geweilt hatte. Die Erfolgschancen waren zunehmend unrealistisch, da sogar sein Geruch nicht mehr als konkrete Erinnerung abrufbar war, sondern nur noch als Verlust. […]
Ob schon zu dieser Zeit Mutters seltsames Vor-sich-hin-Murmeln neu in meiner Erinnerung aufgetaucht war, weiß ich nicht, aber ihre ständige Nervosität und das leicht heisere Timbre ihrer Stimme an gewissen Tagen brachte ich in späteren Grübeleien vermehrt damit in Verbindung.
Eine Affenmutter wird man aus mir nicht machen können, hörte ich sie noch einmal, in einer frühen Erinnerung, zu ihrer Schneiderin sagen, die sich, mit Nadeln im Mund, an ihrem Saum zu schaffen machte und mich dabei mit ihrem warmen Blick streifte, was beglückend war, sich aber auch wie Verrat anfühlte.
Unter Bisam stellte ich mir damals so etwas wie einen Büffel vor, riesig und zottig, mit großen gebogenen Hörnern und sturem Blick, der schnaubend neben Mama herlief und ihr auf geheimnisvolle Weise zugetan war.
Als ich es Jahre später genauer wissen wollte, machte ihn das Lexikon zu einem kleinen, aus Amerika importierten Nagetier […]