Herbstprogramm 2021


Im Februar 2020 haben wir den Caracol Verlag gegründet. Wir freuen uns, bereits unser drittes Programm vorzustellen. Das Herbstprogramm 2021 bringt Bücher in jeder der drei Reihen Caracol Prosa, Caracol Lyrik und Caracol WortArt: einen Band Prosa, zwei Lyrikbände, und ein Buch, das Erzählungen und Gedichte mit semantischer Typographie kombiniert. Die Bücher der Reihen Caracol Prosa und Caracol Lyrik erscheinen im August, das der Reihe WortArt im September.

Dieses Programm als PDF

Die Bücher dieses Programmes

  • Irène Bourquin

Windrose

Ein Familienmosaik
Cover Image of Windrose

Das Mosaik aus kurzen Prosatexten erzählt die Geschichte(n) einer Familie: Schicksale in der Heimat und das fragile «Glück in der Ferne», vom Jura bis in die Ostschweiz, von Zürich bis Paris und Oslo, Yokohama bis New York, von der Bretagne bis nach Indien. Drei Generationen treten auf, ein Jahrhundert vergeht, doch die einzelnen Lebensläufe werden im Zeitraffer geschildert, sind Mosaiksteine im Porträt der Familie. Wie die Farben in einem Mosaik erscheinen viele Figuren mehrmals, in wechselnden Konstellationen, und auch die Zeit ist nicht linear, sondern setzt sich als Mosaik zusammen.
Die erzählten Schicksale berühren mit erstaunlichen Wendungen, tragischen Ereignissen, aber auch heiteren Episoden: die frohe Prophezeiung einer Wahrsagerin, die sich erfüllt; ein Familientreffen, bald gefolgt von Unglücksfällen; Auswanderung und Rückwanderung. Da sind die Grosseltern, beide aus Schweizer Kaufmannsfamilien, die in Japan mit ihrer zweijährigen Tochter das katastrophale Erdbeben von 1923 knapp überleben. Der Zweite Weltkrieg, mit dem auch die Geschichte eines Paars beginnt, spiegelt sich in den Kapiteln «Heimatfront» und «Grenzerfahrung». Ein Onkel wandert aus nach Paris, später nach Amerika. Sein unfreiwilliges Outing ist in den frühen 50er Jahren eine Bewährungsprobe für die Familie. «Zwillingslos» berichtet von Grossonkeln: in der Jugend unzertrennlich – später ausgewandert, der eine nach Osten, der andere nach Westen – im Alter unvereinbar.

Das Ganze bietet eine abwechslungsreiche, farbige Lektüre und es lohnt sich, auch jeden einzelnen Mosaikstein genauer zu betrachten.

Irène Bourquin ist 1950 in Zürich geboren. Sie lebt in Elsau bei Winterthur und in Zürich. Studium der Geschichte und Germanistik an der Universität Zürich. 
portrait.jpg
  • Erica Engeler

Wie Drachenfliegen am Meer

Gedichte
Cover Image of Wie Drachenfliegen am Meer

Dieser Lyrikband von Erica Engeler enthält zwei Zyklen: Der eine ist rein deutschsprachig, der andere trägt den Titel Aus dem Zweiflussgebiet: Gedichte in Spanisch und Deutsch, nicht übersetzt, sondern in zwei Sprachen geschrieben von der Autorin, die ihre Kindheit und Jugend in Argentinien verbracht hat.
Die Kindheit im Urwald, in der abgelegenen Provinz Misiones, klingt bis heute nach in einer tiefen Verbundenheit mit der Natur, mit Pflanzen und Tieren. Noch immer streifen die Tiere des Urwalds durch ihre Träume. – Auch in Europa steht Erica Engeler der Macht der Natur gegenüber, in Begegnungen mit Bergen, die plötzlich als Gegenüber aus dem Nebel auftauchen und Fragen stellen.
Die Dichterin schafft, scheinbar mühelos, mit wenigen Worten, in knappen Zeilen, starke Bilder, die Erlebnisse und auch psychische Zustände eindrücklich evozieren: Überraschung, Freude, Trauer, Verunsicherung.
Das Schreiben der zweisprachigen, musikalischen Autorin geht vom Klang aus:

Wörter, nichts als Klang im Kopf,
losgelöst von der Materie, reine
Bewegung von Luft und Glück.

Erica Engeler ist 1949 in Ruiz de Montoya (Provinz Misiones) in Argentinien geboren. Seit 1974 wohnt und schreibt sie in St.Gallen. Seit 1985 veröffentlichte Erica Engeler Romane, Erzählungen und Gedichte. 
portrait.jpg
Cover Image of Im Grauschlaf stürzt Emil Zátopek

In seinem neuen Lyrikband hat Jochen Kelter wieder 10 Zyklen von je 7 Gedichten zusammengestellt. Der Titel Im Grauschlaf stürzt Emil Zátopek weist auf zentrale Themen des Bandes hin: Der tschechoslowakische Langstreckenläufer, mehrfache Olympiasieger und Weltrekordhalter Emil Zátopek (1922 – 2000) fiel in Ungnade infolge seines Engagements für den Prager Frühling, stieg ab, wurde aber 1989 rehabilitert. Im Alter litt er an Depressionen.

Diese Gedichtsammlung ist geprägt von der Melancholie des Alters, aber ebenso von Melancholie und Wut angesichts verlorener politischer Ideale, des Scheiterns hoffnungsvoller Ansätze für eine bessere, lebenswerte Welt: «Poeme bestehen aus / Wörtern die die Zeit ritzen».

Es gibt in diesem Band Sinnsuche in Gesprächen mit einem Engel, Traumvisionen, farbige Impressionen der stecken gebliebenen kubanischen Revolution, Trauer um verstorbene politische Weggefährten, Wut über die neue braune Flut und machtgierige Potentaten: «die Zeit nimmt / Fahrt auf ohne uns noch einmal / ins Verheerende». Der Traum befragt das Leben, aber: «Wir bewahren nicht unsere Träume / unsere Träume bewahren uns nicht».

Jochen Kelter ist 1946 in Köln geboren. Studium der Romanistik und Germanistik in Köln, Aix-en-Provence und Konstanz. Lebt seit 50 Jahren auf der Schweizer Seite des Bodensees in Ermatingen (von 1993 bis 2014 zudem in Paris). 
portrait.jpg
  • Pablo Erat
  • Ruth Erat

Einmal schwamm eine Wildsau im See

Texte & semantische Typografien
Cover Image of Einmal schwamm eine Wildsau im See

Dieses Buch bringt zu den Bereichen «Hierzulande am See», «Im Gebirge» und «Meerwärts» kurze Erzählungen und Lyrik von Ruth Erat und semantische Typografien von Pablo Erat. Es befasst sich mit Landschaften, die Ruth und Pablo Erats Leben und Arbeiten geprägt haben. Der Bodensee ist das Gewässer der Kindheit, sein internationaler Kulturraum das Gebiet des Alltags. Das Gebirge zeigt sich als Landschaft des Herkommens, aber auch einer unbekannten Fremde, während das Meer im Süden und Norden einen Sehnsuchtsraum zwischen Rom und dem Polarkreis ausmisst.
Darin tauchen Menschen auf, Träumerinnen und Arbeitssuchende, Erzählerinnen und Wandernde. Eine Wildsau schwimmt im See, ein Ehepaar marschiert endlos weiter, ein Christbaum geht über Bord, an der Grenze zur Schweiz stossen Freunde zufällig auf das Märchen vom Machandelboom, in der Schattenkammer geht Tag für Tag die Titanic unter und im Einfamilienhausgarten tröstet ein Trampolin.

Dabei stossen Unvereinbarkeiten aufeinander, tauchen Fragen auf, die über den Text hinausreichen. Manches verwundert, anderes löst vielleicht ein Lachen oder ein Kopfschütteln aus und wieder anderes schreckt auf.
Poetisches und Politisches, Aussichtsloses und Stimmungsvolles, Erzählerisches und Erstaunliches zetteln ein Gespräch an, wie es die Erzählerin und der Typograf, die Lyrikerin und der Buchgestalter in den letzten Jahren immer wieder führten – weniger diskutierend als je einzeln und miteinander gestaltend.

Pablo Erat, bürgerlich Hans-Rudolf Erat, 1944 in Arbon geboren, lebte von 1977 bis 2013 im Kanton St.Gallen, seither in Arbon, wo er Mitglied der Kulturkommission war. 
portrait.jpg
Ruth Erat ist 1951 in Herisau geboren. Sie wuchs in Bern und Arbon auf. Heute lebt sie in Arbon. Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität Zürich. 
portrait.jpg