Unser viertes Programm bringt im April 2022 zwei Bände der Reihe Caracol Prosa (einen Sammelband mit Erzählungen von sieben AutorInnen und ein Debut), zwei Bände der Reihe Caracol Lyrik und einen Band der Reihe Caracol WortArt. Einer der Lyrikbände ist zweisprachig (Deutsch/Italienisch). Der Band der Reihe WortArt enthält neben Fotos Texte in zwei Sprachen (Deutsch/Englisch). Alle Autoren und Autorinnen dieser fünf Bücher sind neu bei Caracol.
Dieser Erzählband vereint Prosa von sieben Autorinnen und Autoren. Es wurde bewusst kein Thema vorgegeben, sodass die Schreibenden mit einem breiten Spektrum an Geschichten aufwarten. Erika Frey Timillero beleuchtet in der titelgebenden Erzählung «Anatomie eines Dreiecks» die Gefühlskonflikte von Tom, Pilar und Iris, die in einer Dreiecksbeziehung gefangen sind. In Markus Bundis Geschichte «Die Fee vom Bodensee» eröffnet Annegret nach einem Urlaub in Bulgarien die Wohlfühloase ‹The Rufa›, in der sie und ihre Knabberfische Körper und Seele heilen, doch eines Tages verschwindet die Fee spurlos. Jolanda Piniel präsentiert fünf Geschichten, teils skurril, teils philosophisch. Regine Schaaf durchwandert in ihren Texten das Leben von der Jugend bis ins Alter im Zeitraffer. Oskar Pfenninger gewährt in seinen Prosaskizzen Einblicke ins Japan der 1960er-Jahre. Viola Rohner lädt in ihrer Kairo-Skizze «Staub» zu einem Rundgang durch das heutige Zamalek ein. Barbara Traber sollte einst «Das Luxusbett» anpreisen, ergründete aber stattdessen die Bedeutung von wahrem Luxus.
Diese Sammlung von kurzen Prosatexten bezeichnet Matthias Müller als «Zeitraffer-Meditationen». Sprache ist hier Ausdruck des grossen Panta rhei – und doch pflückt sie erinnernd Jetzt-Momente eines Du, verschiedener Dus in verschiedenen Lebensphasen.
Von der Sprache sich erzählen lassen, was man denkt und fühlt, wer man ist, was Zeit ist, was Leben: Der philosophische Ansatz, in dem das Fliessen der Sprache eins wird mit dem Fliessen der Zeit, dem Überblenden von Erinnerungen, hat in diesen Kurztexten eine Fülle von Leben zu bieten, von präzis geschilderten Ereignissen und Beobachtungen, prägenden und einprägsamen Augenblicken.
Eingeschoben sind kurze, imaginäre Begegnungen des Autors mit dem von ihm verehrten amerikanischen Schriftsteller William Saroyan (1908 – 1981). Matthias Müller stellt Saroyan Fragen im Versuch, mit Schreiben und Begreifen voranzukommen. Es ergeben sich überraschende Dialoge.
«Was ist zwischen den Zeilen?» – «Das Wie, das Wesen der Sprache, das Fliessen …»
Monika Schnyders neuer Lyrikband mit dem vieldeutigen Titel DRIFT enthält sechs Zyklen und führt vom Jetzt zurück in prähistorische Zeiten. Lesend spürt man den Sog der Jahrtausende.
Im Zyklus «Plagegeister», beim Blick auf Insekten, wird die Sprache zum Mikroskop, das Lästiges und Grausliches zeigt, aber auch Erheiterndes wie den Maikäferprozess in Avignon (1320). Schnyders Schreiben ist geprägt von einem starken Interesse für wissenschaftliche Fakten, aber ebenso von Humor und Witz, speziell bei historischen Verweisen. Man könnte die Dichterin (ungeachtet der lateinischen Grammatik) als «poeta docta» bezeichnen. Davon zeugt auch das den Texten beigegebene Glossar.
Im Zyklus «Tiflis» gelingt es ihr, mit Sprachklängen und in oft prägnant verkürzten Bildern die Fremde, das Fremde Georgiens heraufzubeschwören. – «Brot&Bier» treibt Historisches und Skurriles in die Verdichtung. Wein und Bier kreuzen sich auf dem Weg, im Austausch der Kulturen. Ein geiziger Bäcker wird in die ‹Schandtonne› gesteckt. Der Ausbruch des Tambora bewirkt ein Jahr ohne Sommer, gefolgt von einer Hungersnot. – Der Zyklus «Cupido» fängt rätselhafte Momente von Lust und Schmerz ein.
Die Prosagedichte im Zyklus «Krokodilopolis» evozieren visionär den Urkontinent Pangäa mit seinen gigantischen Tieren, gehen dann über ins Alte Ägypten, zur Herrschaft der Krokodile in Fluss und Sümpfen.
Der Zyklus «Doggerland» gilt prähistorischen Zeiten. Lesend sieht man das Mammut durch endlose Ebenen stapfen, sieht Doggerland, das «Atlantis des Nordens», aus dem Meer auftauchen und wieder versinken, bestaunt Höhlenmalereien und in Grotten gefundene Objekte.
Monika Schnyder schreibt in schwingenden Rhythmen. In den neusten Texten lösen sich die Zeilen auch graphisch in freie Rhythmen auf.
Dieses Buch enthält Texte – Schriftdeutsch und Dialekt – aus drei früheren Lyrikbänden von Fred Kurer: ich möchte nicht nur vogel sein, St.Gallen & andere Liebschaften und Darüberschreiben dröber schriibe.
Die Themen des St.Galler Autors: Fernweh und Heimat, «Kleine Abstecher» und lange Aufenthalte in den Wüsten Australiens, der Säntis und die Familie, Liebe und «Altersblues», philosophisches Nachdenken über die menschliche Existenz – ironisch, witzig, melancholisch, immer in einer lebendigen Sprache mit vielen Untertönen.
Im Laufe seines Lebens hat Fred Kurer sämtliche Kontinente (mit Ausnahme der Antarktis) bereist, von Lappland bis Marokko, von der Türkei bis in den Fernen Osten, Australien bis Patagonien. Auf seinen Reisen hat er sich vollgesogen mit Eindrücken, die er den Lesenden in literarischer Form wieder zu schenken wusste. – Aber auch die Heimat gab ihm immer wieder zu denken und zu schreiben: St.Gallen, der Säntis, die «Bäderwelten» am Bodensee, die Freunde, die Familie, Kinder und Enkelkinder.
Der renommierte Übersetzer Christoph Ferber hat die Texte ausgewählt und ins Italienische übersetzt. Der Tessiner Lyriker Aurelio Buletti hat einen kleinen Zyklus von Kurers Mundart-Gedichten zudem in einen Tessiner Dialekt übersetzt. Irène Bourquin hat die Texte für diesen Band neu zusammengestellt.
Dieser zweisprachige Lyrikband soll an einen begabten Lyriker erinnern, dessen Humor den Gegenpol bildete zu seiner Ernsthaftigkeit und philosophischen Tiefgründigkeit.
Die Schweizer Autorin Gabrielle Alioth lebt seit bald 40 Jahren in Irland, im County Louth an der Ostküste, nördlich von Dublin. Täglich frühmorgens geht sie mit ihrem Hund am nahen Strand spazieren, der Seapoint heisst. Was sie dort sieht, erlebt und ersinnt, zeigt dieses Buch in 52 Bildern, begleitet von 12 Prosatexten in Deutsch und Englisch.
Die Fotos der Autorin, zu einem Jahresablauf angeordnet, reichen von Detailaufnahmen wie Seesternen, Spuren am Strand über eindrückliche Wasser- und Wolkenlandschaften hin zum Lichtspiel der Sonne und bis zu fast abstrakt wirkenden Bildern der Morgendämmerung. – Der Strand ist Realität und Mythos zugleich.
In den deutschen wie in den englischen Texten verweben sich Gegenwart und Vergangenheit. Figuren der irischen Sagen steigen aus dem Strand auf und spiegeln zugleich die Biographie der Autorin.
Englisch sei für sie zur «Sprache des Herzens» geworden, schrieb die Romanautorin Gabrielle Alioth im Nachwort zu ihrem ersten Lyrikband The Poet’s Coat / Der Mantel der Dichterin (2019). Die englischen Texte in Seapoint – Strand wirken denn auch wie ein Echo der Gedichte. In beiden Sprachen ist der faszinierende Sound der Autorin unverkennbar.
Auf Wunsch kostenlose Beilage mit englischer Übersetzung der deutschen Texte.
Free supplement with English translation of German texts available on demand.
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